Das EM-Finale hat er genauso wie das Champions-League-Endspiel verloren, doch Michael Ballack betrachtet sich trotz fehlender internationaler Titel nicht als Unvollendeten. In einem Interview mit dem Hamburger Magazin stern erklärt Ballack:
„Das klingt mir zu dramatisch. Klar hätte ich das Endspiel gern gewonnen. Aber wenn ich’s mir recht anschaue, fehlt auch allen anderen Feldspielern in unserem Kader noch ein Titel.“ Weiter sagte Ballack: „Ich habe ja noch ein paar Jahre, ich werde nicht aufgeben, bis zum Schluss. Es fehlte bisher nur ein Quäntchen Glück – warum sollte es mich nicht auch irgendwann treffen?“
Zum Abschneiden der deutschen Mannschaft sagte Ballack, man habe dem Druck, sich vor dem Turnier selbst als einen Favoriten bezeichnet zu haben, „standgehalten. Wir sind dabei, eine Siegermentalität zu entwickeln.“ Allerdings, fügte der 31-Jährige hinzu, habe man gegen Spanien gesehen, „dass uns noch viel fehlt. Als wir nicht mehr die Kraft und Wucht hatten, merkte man, dass wir technisch und taktisch einiges zu lernen haben.“ Er selbst räumte ein, am Ende der EM „ganz schön platt“ gewesen zu sein: „So ein Turnier, mit seiner Intensität, mit diesem öffentlichen Fokus, dazu die Verantwortung als Kapitän – das schlaucht unglaublich. Im Finale habe auch ich die letzten Reserven verpulvert.“
Seine Kinder, so Ballack gegenüber dem stern, fragten nach einer aufwühlenden Niederlage zuhause durchaus, was los sei. Nach seinen Tränen im Champions-League-Finale habe er ihnen gesagt, „dass ich ein wichtiges Spiel verloren habe und daher traurig bin. Das verstehen sie sehr schnell – meine Jungs weinen ja auch, wenn es beim Kicken mal nicht so klappt.“
Im stern-Interview verrät Ballack auch, wie er die trainings- und spielfreie Zeit während der vier EM-Wochen verbracht habe. „Ich hatte alle Staffeln von ,Lost‘ dabei, da kommt man nicht mehr von los.“ Nach seinem und dem Anteil seiner künftigen Frau Simone an den Hochzeitsvorbereitungen gefragt, antwortete Ballack: „Sie hält ja sehr viel von mir fern. Ich kam bei der EM leider kaum dazu, Dinge vorzubereiten – ich musste ja ,Lost‘ gucken. Das war jetzt ein Scherz.“
Der Spielführer der Nationalmannschaft macht jetzt erst einmal Urlaub. Vom stern gefragt, was er tun würde, wenn er drei Monate Freizeit hätte, antwortete Ballack:. „Ich würde sicher viel reisen, dann nicht nur ans Meer zum Erholen. Helikopter-Skifahren in Kanada, das wäre was. Nach Neuseeland würde ich gern mal und nach Alaska. Eisberge sehen.“