Alternative im Abseits? Der schwindende Steuervorteil macht Biodiesel für Transporteure zunehmend uninteressant
Noch vor kurzem wurden Biodiesel und Rapsöl als günstige Alternativen zu herkömmlichen Kraftstoffen gefeiert. Doch der schwindende Steuervorteil setzt dem Biodiesel zu – ein Schicksal, das nach Recherchen der VERKEHRSRUNDSCHAU auch das Rapsöl treffen könnte. Die VERKEHRSRUNDSCHAU erscheint im Verlag Heinrich Vogel.
Für Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee hat die mobile Zukunft bereits begonnen: Er kann für seine Dienstreisen ein Brennstoffzellen-Fahrzeug nutzen – und unterstützt die Investitionen in diese futuristische Antriebstechnologie, bei der Deutschland führend ist. Weniger rosig sieht es für die bereits heute allgemein verfügbaren Kraftstoffalternativen aus: Die Beliebtheit von Biodiesel bei Transportunternehmen sinkt mit dem Grad der Steuervergünstigung, vor allem die gepressten Raps- und Soja-Öle haben es zunehmend schwer.
Die Entwicklung für Raps- und Sojaöle ist schwer einzuschätzen: Einerseits prognostiziert das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) „eine steigende Nutzung durch Transportunternehmen“. Doch von den vom BAG befragten Unternehmen befürchten viele, dass die Pflanzenöle das gleiche Schicksal ereilen könnte wie Biodiesel. Der Rohstoff wäre zwar vorhanden – die Anbauflächen vergrößern sich stetig. Doch wer die finanziellen Vorteile des Biokraftstoffs nutzen will, muss möglichst bald umstellen. Denn mit der geplanten Erhöhung der Mineralölsteuer auf Biokraftstoffe wird laut BAG-Untersuchung „der Absatzmarkt für den Biodiesel vollständig einbrechen.“ Das Image von Rapsöl als Kraftstoff leidet auch aus anderen Gründen: Bei Lkw kostet die Umrüstung laut BAG zwischen 3.500 und 5.200 Euro. Gleichzeitig werden die Serviceintervalle kürzer – und manche Hersteller verweigern noch immer die offizielle Freigabe.
Probleme anderer Art mit dem pflanzlichen Dieselersatz sieht Dr. Ing. Axel Friedrich vom Umweltbundesamt. Der Abteilungsleiter für Verkehr, Lärm und Transport betrachtet Kraftstoffe der ersten Generation wie das Rapsöl mit großer Skepsis: Es lägen noch keine hinreichenden Studien über die Kohlendioxidbilanz des Rapsölanbaus vor. Außerdem stellen ihn auch die Emissionswerte des Diesel-Ersatzes nicht zufrieden. So hält Friedrich derzeit sparsameres und weniger Fahren für die „einzige Lösung“, die wirklich umweltfreundlich ist.