BITKOM warnt vor Abwanderung von Know-how ins Ausland
Die gute Wirtschaftslage sorgt auch in der ITK-Branche für Aufhellung. Laut einer Umfrage des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) http://www.bitkom.org sind derzeit allein in diesem Bereich rund 20.000 offene Stellen zu besetzen. Allerdings sorgt nach wie vor der Fachkräftemangel für abgebremste Euphorie. „Hoch qualifizierte IT-Spezialisten sind Mangelware geworden“, mahnt BITKOM-Präsident Willi Berchtold bei der Vorstellung der Studien-Ergebnisse heute, Dienstag, in Berlin. Demnach stellt der Mangel an Fachkräften für jede zweite ITK-Firma ein großes Problem bei der Geschäftsentwicklung dar.
57 Prozent der befragten Unternehmen geben an, dass sie Stellen im IT-Bereich gar nicht oder erst später besetzen können. Die angespannte Personalsituation trifft besonders den Mittelstand. „Der Fachkräftemangel bremst das Wachstum der Unternehmen“, so Berchtold. Es bestehe die Gefahr, dass Know-how ins Ausland abwandert, wenn die Firmen in Deutschland nicht mehr die richtigen Mitarbeiter finden. „Die Unternehmen überlegen sehr genau, wo sie ihre Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten in Zukunft ansiedeln. Dabei geht es vor allem darum, wo die entsprechenden Märkte aber auch geeignete Mitarbeiter zu finden sind“, erklärt BITKOM-Sprecher Maurice Shahd im Gespräch mit pressetext. Derzeit gingen die großen Unternehmen voran, der Mittelstand werde aber folgen.
Um den Fachkräftemangel zu beheben, fordert der BITKOM Maßnahmen in der Bildungs- und Zuwanderungspolitik. So sei etwa die Zahl der Studienanfänger im Fach Informatik seit dem Jahr 2000 um ein Viertel auf rund 28.000 eingebrochen. Dabei setzen die Unternehmen bei der Personalsuche vorrangig auf Mitarbeiter mit einer hohen Qualifikation. Laut Umfrage suchen zwei Drittel ausschließlich Hochschulabsolventen. „Die Zeiten, in denen Autodidakten ohne Ausbildung gute Jobs in der Industrie gefunden haben, sind endgültig vorbei“, sagt Berchtold.
Eine Chance, die Studiengänge zu modernisieren und die Studienzeiten zu verkürzen sieht der BITKOM in der Umstellung der Abschlüsse auf Bachelor und Master. Notwendig sei hier weniger theoretisches Wissen, als viel mehr Praxisbezug und die Vermittlung von branchenspezifischem Know-how. „Im Bildungsbereich hat die Exzellenz-Initiative der Bundesregierung einiges in Bewegung gebracht“, so BITKOM-Sprecher Maurice Shahd gegenüber pressetext.
In punkto Zuwanderungspolitik habe das seit 2005 geltende Gesetz allerdings nicht die erwarteten Verbesserungen gebracht, sondern im Gegenteil die Hürden noch erhöht. Hier könnte aber eine korrigierte Regelung durch die Politik verbunden mit Standort-Marketing kurzfristig zu positiven Ergebnissen führen, so Shahd. Der BITKOM fordert etwa eine Halbierung der Einkommensgrenze für die Erteilung einer Niederlassungserlaubnis für IT-Spezialisten. Bislang müssen ausländische Fachkräfte mindestens 84.000 Euro pro Jahr verdienen, wenn sie langfristig in Deutschland bleiben wollen.
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