IT-Fachkräfte: „Wunschzettel“ eines deutschen Mittelständlers – Alexander Zinn fordert von allen Beteiligten ein Umdenken und appelliert, 2008 mit notwendigen Reformen zu beginnen.
Alexander Zinn, Geschäftsführer beim Hattinger Netzwerkspezialist T & A Systeme, wünscht sich für das kommende Jahr im Hinblick auf den viel diskutierten IT-Fachkräftemangel in Deutschland ein Umdenken sowohl in den Hochschulen, als auch bei den potenziellen Arbeitgebern und den Kandidaten selbst. Dabei begrüßt er grundsätzlich die von Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem IT-Gipfel geäußerte Absicht, primär auf die Ausbildung des eigenen Nachwuchses zu setzen, bevor neue Zuwanderer die vielen offenen Stellen besetzen. Nur mit dieser Strategie ließe sich langfristig ein Erfolg erzielen.
In diesem Zusammenhang nimmt Alexander Zinn auch sich selbst und seine Kollegen aus anderen mittelständischen IT-Betrieben in die Pflicht: „Arbeitgeber dürfen die Schuld nicht immer nur bei den Bildungsträgern suchen, sondern sollten jungen Menschen selbst auch eine Perspektive bieten. Sie müssen Studenten während und unmittelbar nach der Ausbildung die Möglichkeit geben, praktische Erfahrungen zu machen. Das bedeutet: Die Praktika sollten nach Möglichkeit eine Dauer von mindestens drei bis sechs Monaten haben und die Kandidaten mit vernünftigen Aufgaben versorgen. Häufig werden diese leider als billige Arbeitskräfte angesehen, die Frondienste abzuleisten haben statt sich mit verantwortungsvollen Aufgaben beschäftigen zu können.“
Darüber hinaus sollte aber auch der Bildungsträger darauf achten, dass den Studenten genügend Freiraum eingeräumt wird, damit sie diese Praxiszeiten absolvieren können. Im Grundsatz begrüßt Alexander Zinn dabei die aktuelle Entwicklung: „Hier ist durchaus eine positive Tendenz zu erkennen, die es aber möglichst rasch noch auszubauen gilt.“ Außerdem sollten die Lehrpläne dahingehend überdacht werden, dass künftig im Unterricht oder in der Vorlesung der Stoff vermittelt wird, der den heutigen Anforderungen in der Praxis auch gerecht wird. „Natürlich stehe ich als Arbeitgeber in der Verantwortung, einem neuen Mitarbeiter die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten für seine berufliche Tätigkeit zu vermitteln. Es kann aber nicht sein, dass ich ihnen erst noch einfachstes Grundlagenwissen wie TCP/IP sowie die Beherrschung von Betriebssystemen und Infrastruktur-Produkten beibringen muss.“ Die Basiskenntnisse müsse ein Bewerber schon mitbringen, wenn er beispielsweise bei T & A einen erfolgreichen Berufsstart hinlegen möchte. Überdies sei es zwar wichtig, dass Standard-Programme vermittelt werden, der Berufsanfänger müsse aber auch lernen, in Prozessen zu denken. Der schlechte Ruf der IT und der IT-Abteilungen ist letztlich hausgemacht, da viel zu selten in Nutzen, Prozessen und für die Anwender gehandelt wird. Das ist wie mit erfolgreicher Literatur: Der Autor hat die Verantwortung, dass der Leser es verstehen kann – nicht umgekehrt.
Der deutsche Mittelstand befinde sich in punkto Weiterbildung dabei in einer ausgezeichneten Ausgangsposition, die es allerdings auch auszuschöpfen gelte. „Gerade mittelständische Unternehmen haben gegenüber den größeren und bekannten Konzernen den Vorteil, dass sie schon den Berufsanfänger in Projekte einbinden und sich verstärkt um ihn kümmern können. Durch den Austausch mit erfahrenen Kollegen lernen sie direkt am praktischen Beispiel sehr schnell, worauf es ankommt, um einen Kunden zufrieden zu stellen.“ Aus diesem Grund wünscht sich Alexander Zinn, dass auch Professoren an den Hochschulen vermehrt auf diesen Vorteil hinweisen, damit bei den Studenten das Interesse an den Mittelständlern wieder wächst. Leider gäbe es noch zu viele Lehrbeauftragte, die sich damit rühmen, dass ihre Studenten in großen Firmen Karriere machen werden – „da brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn der Mittelstand keine geeigneten Bewerber findet.“ Die Auszubildenden selbst sollten neben den rein fachlichen Kenntnissen darauf achten, dass sie möglichst frühzeitig wissen, was sie in der nahen beruflichen Zukunft machen möchten und die Bereitschaft entwickeln, Verantwortung zu übernehmen. Nicht zu kurz kommen dürfen daneben die so genannten „weichen“ Faktoren wie gute Umgangsformen und ein hohes Maß an sozialer Kompetenz.
Einiges Kopfzerbrechen bereitet Alexander Zinn neben dem Problem der Qualität auch das der Quantität. „Um die auf dem IT-Gipfel kolportierten zwanzig- bis vierzigtausend offenen Stellen zu besetzen, brauchen wir neue Konzepte, um junge Menschen wieder vermehrt für IT-Berufe zu begeistern. Vorab lässt sich allerdings schon sagen, dass sich in diesem Segment bei entsprechender Eignung immer noch sehr viel Geld verdienen lässt – und das in einem sehr sicheren Umfeld: Ohne eine gute Infrastruktur und zumindest teilweise automatisierte Geschäftsprozesse kann heute kein Unternehmen mehr vernünftig arbeiten. An dieser Tatsache wird sich auch künftig nichts mehr ändern.“
Der Netzwerkmanagement-Spezialist und Prozess-Integrator T&A Systeme realisiert Analysen und Lösungen übergreifender Problemsituationen im Bereich IT-Infrastrukturen. Die Kernkompetenzen umfassen die Segmente Directories, Security sowie Infrastruktur-Management. Neben Standard-Technologien führender Hersteller setzt das Unternehmen mit NIAMS (Network Infrastructure Analytics & Management System) auch eine eigene Software ein, die eine komplette Routing-Analyse sowie ein herstellerneutrales Device-Management bietet. Die konsequente Prozess-Orientierung und Implementation von ITIL-Prozessen dient der Qualitätssicherung und schließt Betriebs-, Service- und Support-Prozesse mit ein. 1994 gegründet, beschäftigt T&A Systeme zur Zeit 43 feste Mitarbeiter.