Westfalenpost: Verantwortungslos
Von Martin Korte
Der Nebel lichtet sich, doch einigen Politikern fehlt nach wie vor der Durchblick. Die Bundesländer haben sich auf ein umfassendes Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden und Gaststätten geeinigt.
Haben sie wirklich? Ist das der Durchbruch nach jahrelanger, emotional geführter Diskussion? Das Ende der föderalen Kleinstaaterei? Nein! Denn NRW und Niedersachsen tanzen aus der Reihe. Sie erwägen, Gastwirten, die keine abgetrennten Raucherzimmer einrichten können, zu erlauben, gleich das ganze Lokal als Raucherkneipe auszuflaggen. An der Eingangstür hängt dann ein großes „R“, vielleicht noch ergänzt durch einen Warnhinweis, wie er auch auf Zigarettenschachteln zu finden ist: „Vorsicht, in dieser Gaststätte wird getötet.“ „Achtung, diese Kneipe macht unfruchtbar.“
Doch das Thema ist viel zu ernst, um sich darüber lustig zu machen. 140 000 Todesfälle gehen jedes Jahr auf das Konto des aktiven Nikotinkonsums, 3000 Menschen sterben an den Folgen des Passivrauchens. Jeder weiß das.
Grundsätzlich ist das Ergebnis des Nichtrauchergipfels also zu begrüßen. Denn es trägt dem Gesundheitsschutz Rechnung. Doch die Ausreißer verpesten das positive Resultat: NRW und Niedersachsen repräsentieren immerhin fast ein Drittel der Gesamtbevölkerung Deutschlands. Wenn die Landesregierungen dort nun einen Sonderweg beschreiten wollen, handeln sie verantwortungslos.
„Die Luftwaffe und die Deutsche Post hatten das Rauchen am Arbeitsplatz bereits 1938 verboten, nun wurde es auch an vielen anderen Arbeitsplätzen, in Amtszimmern, Spitälern und Erholungsheimen untersagt. 1939 verbot die NSDAP jeden Nikotingenuss in ihren Parteigebäuden, Himmler verfügte darüber hinaus, dass uni-formierte Polizei- und SS-Offiziere im Dienst nicht mehr rauchen durften. 1941 folgten Rauchverbote in Stra-ßenbahnen und Luftschutzkellern (obwohl es dort separate Raucherräume gab), 1944 in allen Stadtbahnen und Bussen. Letzteres geht auf eine Initiative Hitlers zurück, der eine Gefährdung der jungen Schaffnerinnen durch die Folgen des Passivrauchens fürchtete. Bereits seit Juli 43 durften sich Raucher unter 18 in der Öffent-lichkeit nicht mehr erwischen lassen. Soldaten erhielten zwar weiterhin Tabakrationen (6 Zigaretten pro Mann und Tag), aber auf Anordnung Hitlers sollten sie beim Empfang der Zigaretten vor den gesundheitlichen Schä-den gewarnt werden. Nichtraucher und weibliche Wehrmachtsangehörige erhielten anstelle von Zigaretten Schokolade oder Obst.“
Wirklich tolle Gesellschaft und Tradition in der sich militante Nichtraucher hier befinden!!!!
Hat Eva Hermann Ihrer Meinung nach also doch recht mit der Behauptung es sei ja schließlich nicht alles schlecht gewesen!?