Roland Emmerich hat die Nase voll von Amerika

Star-Regisseur Roland Emmerich hat die Nase voll von Amerika: „Ich halte die Oberflächlichkeit nicht aus.“

„Ich halte die Oberflächlichkeit nicht aus. Es ist leider so – die meisten Amerikaner sind nervtötend oberflächlich“, sagt der deutsche Regisseur Roland Emmerich im Interview mit VANITY FAIR über die Bewohner seiner Wahlheimat. Seit Anfang der 90er Jahre arbeitet Emmerich in den USA. Er sieht auch einen Zusammenhang zwischen gesellschaftlichen Entwicklungen und der aktuellen politischen Situation: „Die Amerikaner erfüllen auch die anderen Klischees. Sie sind herzlich, kommen auf dich zu und reden mit dir. Aber das waren noch die Clinton-Jahre, da war ein gewisser Geist zu spüren. Es war jemand Intelligentes im Weißen Haus. Die letzten Jahre war das nicht so.“

Emmerich kritisiert auch die amerikanische Filmbranche, insbesondere den fast zwanghaften Trend in Hollywood, von erfolgreichen Filmen Fortsetzungen zu drehen. Im Interview schildert er, was mit einem Kassenschlager passiert: „Das Studio will dann sofort eine Fortsetzung. Was kommt dabei raus? Scheiße. Und dann kann man nicht einmal sagen, dass die Amerikaner die Doofen sind, denn doof ist die ganze Welt. Der dritte Teil von ‚Pirates of the Caribbean‘ übertraf ja alles an weltweiten Einspielsummen. Das zeigt den Studios, dass Qualität keine Rolle spielt.“ Emmerich selbst hat bisher vermieden, Fortsetzungen zu drehen und musste dafür manchmal sogar in die Trickkiste greifen: „Ich habe die Studios reingelegt. Bei ‚The Day After Tomorrow‘ beispielsweise hatte ich den Film so geschrieben, dass es so aussah wie eine Fortsetzung von ‚Independence Day‘. Niemand merkte, dass ich kein klassisches Happy End geplant hatte.“

Die Entwicklung der Filmbranche in seinem Heimatland beurteilt der 51-Jährige Sindelfinger hingegen sehr positiv: „Zum Beispiel Filme wie ‚Der Untergang‘ oder ‚Das Leben der Anderen‘. Besser als das geht es gar nicht. Ich finde, der deutsche Film steht super da. Man kann sich nur beglückwünschen, aber das liegt den Deutschen nicht.“

Aus der momentan in Deutschland entbrannten Diskussion um die Besetzung der Stauffenberg-Rolle im Film „Walküre“ durch den Scientologen Tom Cruise hat sich Emmerich bewusst herausgehalten. Die Präsenz der Sekte im amerikanischen Filmgeschäft ist für ihn aber ein relevantes Thema: „Diese Sekte ist in Hollywood so tief verwurzelt und akzeptiert wie das amerikanische Waffengesetz im Rest des Landes. Das wäre übrigens mal ein guter Film.“

Das ganze Interview lesen Sie im Hollywood-Special der aktuellen Ausgabe von VANITY FAIR. Dem Magazin liegt diese Woche ein 52-seitiges Extraheft bei. Herzstück des Hollywood-Specials ist eine spektakuläre fotografische Neuauflage des „Film noir“-Klassikers „Killer töten, Tote sterben“. Mit 40 Hollywood-Größen, darunter Jessica Alba, Jack Nicolson, Sharon Stone, Edward Norton und Penélope Cruz inszenierte Star-Fotografin Annie Leibowitz die Geschichte als Foto-Film. Eine DVD mit dem Film-Klassiker „Ein Herz und eine Krone“ auf dem Cover macht die Hollywood-Ausgabe von VANITY FAIR komplett.

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